Chronik
Böhlitz-Ehrenberg ist ein Ortsteil des
Stadtbezirkes Altwest von Leipzig. Am 31. Dezember 1997 lebten
8429 Einwohner auf einer Fläche von 8,7 km². Der Ortsteil umfasst
die beiden Gemarkungen Böhlitz-Ehrenberg (mit den Ortslagen
Böhlitz, Ehrenberg und Barneck) und Gundorf (mit dem alten
Ortskern von Gundorf). Er entstand zum 1. Januar 1999 durch
Eingemeindung der bisherigen Gemeinde Böhlitz-Ehrenberg in die
Stadt Leipzig in Folge des Stadt-Umland-Gesetzes.
Lage
Böhlitz-Ehrenberg liegt am westlichen Stadtrand von Leipzig und
dehnt sich in Nord-Süd-Richtung etwa zwischen der Merseburger
Straße (B 181) und dem nördlichen Auenwald aus. Im Westen und
Süden schließen sich die Leipziger Ortsteile Burghausen und
Rückmarsdorf an, stadteinwärts Leutzsch.
Geschichte
Die früheste bekannte Erwähnung des Dorfes Beliz findet sich in
einer Urkunde des Peter-Paul-Klosters zu Merseburg aus dem Jahre
1091. Diese Urkunde verlieh dem Abt des Klosters die Rechte über
Beliz, Gunthorp und Zscherneddel. Die Ortsnamen von Böhlitz selbst
sowie den Orten der näheren Umgebung, z. B. Leutzsch, Lützschena
oder Barneck weisen auf eine slawische Besiedlung hin. Ehrenberg
hingegen ist wohl eine Gründung deutscher Siedler, die oft in der
Nähe bestehender slawischer Siedlungen rodeten und eigene Orte
gründeten.
1269 wurde die Vogtei (s. Punkt 1 unter Vogtei) über Guntdorf,
Belic, Irrenberg und andere Orte vom Markgrafen Heinrich III. von
Meißen dem Merseburger Bischof Friedrich überlassen. Während des
Schmalkaldischen Krieges brannten im Jahre 1547 Truppen des
ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich Böhlitz nieder. Das
Peter-Paul-Kloster von Merseburg fiel schließlich im Jahre 1562 an
den Kurfürsten August von Sachsen. 1631 wurde Böhlitz im Zuge des
Dreißigjährigen Krieges von Truppen Tillys erneut eingeäschert.
Die Vereinigung der beiden Orte zur Gemeinde Böhlitz-Ehrenberg
wurde im Januar 1839 beschlossen. Am 22. April 1839 wurde in der
Böhlitzer Schenkwirtschaft der erste Gemeinderat gewählt. Außerdem
wurde der Name Böhlitz-Ehrenberg festgelegt, und das
Gemeindesiegel bestimmt.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts behielt der Ort seinen
ländlichen Charakter. Einzig das Sägewerk von Franz Schlobach
sowie eine 1877 gegründete Dampfziegelei waren Vorboten späterer
Entwicklungen. Mit dem Bau der Thüringer Eisenbahn wurde dann der
Industrialisierung Vorschub geleistet. Vorreiter war Carl Hinné,
der 1900 ein Areal erwarb und eine Schleifscheibenfabrik gründete.
Es folgten 1903 die Eröffnung einer Armaturen- und
Metallwarenfabrik durch Otto Schaaf sowie 1908 die Firma Koch &
Schilling, die Schuhteile fertigte. 1906 war bereits der Umzug der
fünf Jahre zuvor in Plagwitz gegründeten Reform Motoren-Fabrik
nach Böhlitz-Ehrenberg abgeschlossen, aus der 1948 der VEB
Dieselmotorenwerk Leipzig wurde. 1910/11 wurde in der heutigen
Ludwig-Hupfeld-Straße die Pianofortefabrik errichtet, in der die
Ludwig Hupfeld AG Klaviere und Klavier-Abspielapparate baute.
Während des 2. Weltkrieges wurden hier Flugzeugkomponenten
gefertigt. Nach Kriegsende enteignet, hieß das Werk VEB Leipziger
Pianofortefabrik, später Deutsche Pianounion Leipzig.
1890 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet, die im Dezember
2007 ihr neues Feuerwehrhaus in der Schönauer Landstraße bezog.
Durch den hohen Personalbedarf der neu entstehenden Betriebe
entwickelte sich eine rege Bautätigkeit. Durch die Beschränkung
der Gebäudehöhe auf zwei Etagen (zu denen noch der mitunter auch
mit Wohnungen versehene Dachstuhl kam) wurde das Entstehen
düsterer "Mietskasernen" unterbunden. Der Böhlitz und Ehrenberg
trennende Bach namens Biela wurde verrohrt. In den 1930er Jahren
entstand im Süden Böhlitz-Ehrenbergs die so genannte
"Randsiedlung", an deren nach verschiedenen Vogelarten benannten
Wegen Doppelhäuser gebaut wurden.
Einen Straßenbahnanschluss nach Leipzig erhielt Böhlitz-Ehrenberg
im Mai 1907, nachdem Grundbesitzer über 60.000 Mark für den Bau
einer Linie gespendet hatten. Die Wagen der Leipziger Außenbahn
Aktiengesellschaft LAAG waren im Gegensatz zu den in Leipzig
verkehrenden Buchstaben- und Nummernlinien mit symbolischen
Kopfscheiben gekennzeichnet. Die von Leipzig (Fleischerplatz) über
Böhlitz-Ehrenberg nach Gundorf führende Linie trug ein mit der
Spitze nach oben zeigendes Dreieck, was der Bahn den Spitznamen
"Meierkelle" einbrachte.
1934 erfolgte die Eingemeindung der Nachbargemeinde Gundorf, die
fortan offiziell Böhlitz-Ehrenberg-West hieß. Damit hatte sich das
Gebiet Böhlitz-Ehrenbergs bis an die sächsisch-preußische Grenze
ausgedehnt.
Böhlitz-Ehrenberg hat einen Gemeindesaal der evangelischen Kirche
sowie eine katholische Kirche. Der Bau einer evangelischen Kirche
war in den 1920er Jahren geplant worden, kam aber nicht zustande.
Inzwischen ist das damals dafür vorgesehene Areal neben dem 1927
eingeweihten Gemeindehaus am Johannes-Weyrauch-Platz anderweitig
bebaut. Die katholische Kirche in der Pestalozzistraße wurde 1953
errichtet.
In den 1990er Jahren mussten viele der ansässigen Betriebe
schließen, so 1998 das Dieselmotorenwerk. Ehemals zu
Industriebetrieben gehörende Areale wurden zu Eigenheimsiedlungen
(ehem. Holzveredlungswerk zwischen Kastanienallee und Schönauer
Landstraße) oder wurden zur Schaffung von Einkaufsmöglichkeiten
genutzt (so am Lessingplatz). Von 1993 an wurde auf ehemaligen
Feldern ein neues Ortszentrum mit Wohngebäuden, Geschäften und
einem Neubau für die Verwaltung errichtet.
Mit der Eingemeindung nach Leipzig endete die Eigenständigkeit von
Böhlitz-Ehrenberg am 1. Januar 1999. |