Chronik

 

Namensherkunft

Variante I
Das Gassendorf Gohlis mit seiner angerartigen Erweiterung entstand im Zuge der deutschen Ostsiedlung ("Kolonisation").
Der Name bedeutet "öder Ort" und leitet sich aus dem Sorbischen ab.

Variante II
Im 13. Jahrhundert legten zugewanderte flämische Bauern nahe der Ursprungssiedlung Leipzig den Vorort Gohlis an.
Zwar lässt die damalige Bezeichnung "Golitz" mit der Endung -itz auf sorbische Siedler schließen, aber Variante II scheint wahrscheinlicher.
Der Siedelvertrag des Meißner Bischofs Gerung für Kühren (bei Wurzen) aus dem Jahre 1154 bezeugt die Ansiedlung von Flamen. Durch die Zählebigkeit des "Gewohnheitsrechts" oder des "Dorfbrauchs" ist es möglich, auf flämische Ortsgründungen zu schließen. Denn bis in das 18. Jahrhundert galt das flämische Recht der ehelichen Gütergemeinschaft und der Halbteilung des Erbes. Dies besagt, dass die Witwe die Hälfte der gesamten Hinterlassenschaft des Ehegatten erhält. In Gohlis (ebenso Möckern und Lindenthal) reichen die Spuren dieses Erbrechts bis in das 16. Jahrhundert zurück. Eine weitere bis heute beliebte Erbschaft der Zuwanderer aus Flandern und den südlichen Niederlanden ist die "Gose" (von: geuze), ein berühmtes Weißbier.

1317 - Erste urkundliche Erwähnung von Gohlis

Übersetzung des original Faksimiles:
Im Namen des Herrn, Amen, wir, Hoydr von Friedeburg, wünschen allen, die die vorliegende Urkunde einsehen oder ansehen wollen, bekannt zu machen, daß wir die verpachteten und in Gohlis gelegenen Besitzungen, die Martin von Grimma seligen Angedenkens, nämlich neun Sechzigmaß Weizen und ebensoviel Hafer, den Nonnen des Ordens des heiligen Benedikt außerhalb der Mauern von Leipzig als letztwillige Verfügung zur Rettung seiner Seele im Todeskampf zugeteilt und bestimmt hat, denselben durch unsere wohlwollende und gottgefällige Gunst, die wir gegenüber ihrem Orden hegen, aufgrund des Erbrechtes übertragen und auch nur so, wie wir sie besessen haben und wie man sie seit alten Zeiten gewöhnlich besessen hat. Damit aber die genannte Übertragung rechtskräftig und unverletzlich ohne irgendeinen hindernden Einwand streng beobachtet wird, haben wir die vorliegende Urkunde mit dem Schutz unseres Siegels sichern lassen. Gegeben zu Leipzig im Jahre des Herren 1317 am Tage nach dem Feste der Auffindung des heiligen Kreuzes.


1318 wird das Rosental erstmals erwähnt.

Im 14. Jhr. wird dem Ritter Johannes Porzk das Lehnensrecht über Dorf Gohlis und der Mühle zugesprochen.
Um 1350 kommt das Dorf als markgräfliches Lehen an die ritterliche Familie Pflugk aus Großzschocher.
1378 gehört das Dorf zum Verwaltungsbezirk "castrum" Leipzig.

1535 kommt Gohlis wiederverkäuflich für etwa zwei Jahrzehnte in Ratsbesitz.
1536 lässt der Rat das die nördliche Weichbildgrenze (Kreuzung Schumann und Delitzscher Str.) bezeichnende Kreuz durch eine Säule aus rotem Rochlitzer Stein ersetzen
1539 tritt Gohlis zum lutherischen Bekenntnis über.
1541 heißt der Ort "Golitz" und hat dem Thomaskloster Wiesenzins zu leisten.
1543 - im Zuge der stattfindenden Säkularisation kam Gohlis kirchlich gesehen nach Wahren.
1544 Gohlis wird in Eutritzsch eingepfarrt.
Im Januar 1547 (im Schmalkaldischen Krieg) wird "Gohlis" von den Leipzigern niedergebrannt.

Zwischen 1631 und 1649 (im Dreißigjährigen Krieg) wird Gohlis fünfmal verwüstet und niedergebrannt.
1659 kommt Gohlis durch den Leipziger Dr. Michael Heinrich Horn in bürgerlichen Besitz. Selbiger lässt sich dort ein Landhaus bauen.
1663 kauft der Rat der Stadt für 15.000 Taler dem Kurfürsten das Rosental ab
1681 geht das Gut an Prof. Lüder Mencke geht.
1685 erhält Gohlis eine eigene Schule, die in das Zentrum des Dorfes in der Mitte der Dorfstraße (Menckestraße) gebaut wurde (auf der angerartigen Ausweitung gegenüber des Gohliser Schlösschens).
12. Februar 1697 - es brennen fünf Höfe mit Ställen und Scheuern ab

um 1700 wird das heutige Schillerhaus erbaut.
1717 Dorfbrand
1720 übt Prof. Lüder Mencke die Gerichtsbarkeit in Gohlis aus (Herausgabe einer Dorfordnung), bis dahin gilt flämisches Erbrecht.
August 1745 im 2. Schlesischen Krieg bezieht das sächsische Heer unter Rutowsky ein Lager östlich von Gohlis.
29. November 1745 - Husaren plündern Gohlis.
1755/56 läßt der Ratsbaumeister Johann Caspar Richter das "Gohliser Schlösschen" bauen.
1756 wird eine Schmiede am westlichen Dorfausgang (heute Plathnerstraße) angelegt.
1764 gehört das Dorf zum Amt Leipzig.
1772 erwarb Johann Gottlob Böhme (1771 heiratete er die Witwe des Leipziger Ratsbaumeisters J. C. Richter, Christiana Regina Hetzer (1724-1780)) aus dem Nachlass des Prof. Dr. L. Mencke das Rittergut Gohlis und wurde damit Erb-, Lehn- und Gerichtsherr des Dorfes Gohlis.
1774 erhält die Schule durch Aufstockung einen Betsaal Im Parterre befand sich neben der Schulstube, die Lehrerwohnung, im kleinen Anbau der Spritzenwagen sowie später das Gefängnis mit Pranger.
1777 wird der Dammweg vom Rosental zum Schlösschen angelegt.
1780 Nach dem Tod von Johann Gottlob Böhme erbte seine Ehefrau das Schlösschen und Rittergut.
1780 Nach ihrem Tod kamen Schlösschen und Rittergut an ihren Bruder Johann Hieronymus Hetzer.
7. Mai - 11. September 1785 - auf Einladung Gottfried Körners hält sich Friedrich Schiller in Gohlis auf.

Geschichte bis 1870

16. Oktober 1813 - das Schlösschen dient der französischen Armee als Hauptquartier.
17. Oktober 1813 - das Schlösschen wird Quartier des russischen Generals von Winzingerode und Militärhospital.
1819 Ausbau der Hallischen Landstraße zwischen Chausseehaus und Möckern.
1832 - die Familie von Alvensleben kauft das Schlösschen vom Rat ab.
1837/38 - die Stadt lässt das Rosental nach den Plänen des Leipziger Kunstgärtners Siebeck naturparkähnlich umbauen
Am 19. August 1840 wird die Leipzig-Halle-Magdeburger Eisenbahn eröffnet (durchquert Gohlis nördlich der heutigen Blumen- und Magdeburger Straße).
10. November 1841 - der Leipziger Schillerverein veranstaltet erstmals einen Festumzug zum Schillerhaus um eine Ehrenpforte mit Gedanktafel zu enthüllen
1842 fand die letzte Hinrichtung in Gohlis statt (die des Buchbindergesellen Seifert).
1849 erfolgte der nochmalige Ausbau des Gefängnisses.
1861 Kinderbewahranstalt "Theresiastift" im selben Gebäude.
1851 erhielt Gohlis einen eigenen Friedhof (Areal zwischen Breitenfelder- und Möckernscher Straße).
1856 - Gohlis gehört verwaltungsmäßig zum Gerichtsamt Leipzig II.
1860/61 Bau des neuen Schulgebäudes am Lindenplatz (Kirchplatz), Bebauung der Leipziger Str. (Gohliser Str.).
1863 - der Kaufmann Nitzsche erwirbt das Schlösschen.
1864 wird die erste Postanstalt (Menckestraße) eröffnet, die ersten Villen zwischen Kirchplatz und Erfurter Str. entstehen.
1868 wird der Friedhof am Viertelsweg geweiht.
1870 wählt Gohlis einen eigenen Kirchenvorstand und begründet damit die Parochie (Kirchspiel), Erschließung des Gebietes Stallbaumstr. und Pölitzstr..

Geschichte bis 1970

1871 erfolgt die Grundsteinlegung des Kirchenbaues.
1871 wird die Aktienbrauerei mit ihrem kleinen Ausschank, dem "Bräustüb'l", an der Hallischen Straße gegründet.
1872 Bau einer "Fabrik für Kakao- und Schokoladenherstellung" im alten Dorfkern (hintere Menckestraße).
1873 Einrichtung der Pferdebahn zwischen Gohlis ("Weintraube") und dem Augustusplatz.
1873 Auslagerung der Schule, Weiternutzung als Pfarr- und Standesamt, Gemeindebüro, Sparkasse, Polizeiposten und nach 1874 die Post.
1876 erhält Gohlis eine eigene Sparkasse.
1885 Abbruch des alten Schul- und Gefängnisskomplexes.
1889 eröffnet W. von Pittler (Pittler-Revolver-Drehbänke) die Werkzeug-Maschinen-Fabrik "Invention" (ab 1899 in Wahren).
1896 erste Fahrt der elektrische Straßenbahnbetrieb von Gohlis (Hallische Straße, heute G.-Schumann-Str.) nach Connewitz.
1. Januar 1890 Eingemeindung nach Leipzig.

um 1900 Bebauung des Vierteles um den Poetenweg, Platnerstraße und Primavesiweg.
1905 wird 11.Bürgerschule, 36. Oberschule ("Turmschule") in der Elsbethstraße gebaut.
Am 1. Mai 1913 wird die Parochie Gohlis geteilt (Gohlis-Nord wählt einen eigenen Kirchenvorstand) 1913 - das Ortsgesetz über die Bebauung von Gohlis-Süd (zwischen Magdeburger Eisenbahn und dem Rosental) tritt in Kraft.
1922 wird die Synagoge "Schaare Zedek" im Schillerweg 31 eingerichtet.
1929/30 entstehen die Häuser an der Georg-Schumann-Str. 58-52 des gemeinnützigen Sparvereins.
Am 6. Juli 1930 wird das Kirchgebäude der Evangelisch-Methodistischen Bethsedagemeinde in der Blumenstraße eingeweiht.
1950 wird das Bacharchiv im Gohliser Schlösschen beheimatet (bis 1985).
1952 Eröffnung der Poliklinik Nord (Menckestraße)
1969 - der Bahnhof Gohlis wird ein S-Bahn-Haltepunkt.

Quelle: www.leipzig-gohlis.de