Geschichte und Tradition
Vermutlich seit 5.000 Jahren ist das
Wiederitzscher Gebiet von Menschen besiedelt.
Die ersten Bewohner wurden um 3000 v. Chr. durch die Ausgrabungen eines
jungsteinzeitlichen Dorfes in der Nähe des Klinikum St. Georg im Jahr 1901
nachgewiesen. Aufgrund von Waffen- und Werkzeugfunden in den Wiederitzscher und
Podelwitzer Fluren kann man von weiteren Siedlungen ausgehen.
Um 400 n. Chr. lebten hier die Hermunduren, die durch die Völkerwanderung in
unsere Gegend kamen. Die Besiedlung durch die Wenden war bis 800 n. Chr.
abgeschlossen. Die sorbischen Siedler legten ihre Dörfer meist an Schutz und
Nahrung bietenden Wasserläufen an, so auch an der Rietzschke. Rietzschke heißt
"Bach", "Flüsschen" und kommt aus dem Slawischen. Einen Namenszusammenhang mit "Wiederitzsch"
gibt es nicht. Wahrscheinlich wurde unser Ort nach dem Oberhaupt einer
slawischen Familie namens Vidorad benannt. "Vidoraz" bedeutet Ort des Vidorad,
des Leutseligen.
In der heutigen Alten Dorfstraße ist noch der Kern des im Westen durch den Bach
geschützten slawischen Rundling mit etwa 20 Hofstellen zu erkennen. Der einzige
Siedlungszugang im Nordwesten konnte leicht versperrt werden. Die Öffnung
erfolgte erst 1874 zu der Straße Leipzig-Delitzsch.
Nachdem Heinrich I. (919-936) die Slawen
zwischen Saale und Elbe unterworfen und die Burg Meißen gegründet hatte, begann
unter seinem Sohn Otto I. (936-972) die Christianisierung dieser Stämme. Zu
diesem Zweck schuf er u.a. das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Zeitz,
Meißen und Merseburg. Das Wiederitzscher Gebiet bildete den Östlichsten Zipfel
des Stiftes Merseburg. In diesem Zusammenhang fand Wiederitzsch seine erste
urkundliche Erwähnung und tauchte so aus dem Dunkel der Vergangenheit auf: Am 1.
August 1091 übergab Bischof Werner (1063-1095) anläßlich der Weihe des von ihm
gegründeten Peterskloster auf der alten Burg in Merseburg diesem 43 Hufen Land,
viele Zehnten und 15 Dörfer.
Unter letzteren befand sich auch Wideriz bei Leipzig.
Zur Missionierung der Slawen begann schon unter Heinrich I. die Gründung
deutscher Rittersitze. Wiederitzsch kam unter die Herrschaft der Ritter von
Varin (Wahren). Den Rittern folgten deutsche Bauern, die oft in der Nähe
slawischer Dörfer siedelten. So entstand das germanische (Groß-) Wiederitzsch
neben dem bisherigen slawischen "Wideriz".
Da sich Kirche und Friedhof mitten in der Siedlung befinden, ist anzunehmen, daß
sie etwa zeitgleich mit den Bauernhöfen errichtet wurden. Die Kirche wurde
vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut. Es darf somit angenommen werden, dass
Großwiederitzsch zwischen 1100 und 1200 entstand.
Die beiden Wiederitzsch entwickelten sich
in beschaulicher Ruhe über viele Jahre. Am Rande großer Kriege mussten die
Einwohner aber oft ungeheures Elend ertragen. Überliefert sind u.a. die
Auswirkungen des 30jährigen Krieges. Vor allem die Schlacht bei Breitenfeld am
7. September 1631 wirkte sich verheerend auf die zwei Dörfer aus. Im Oktober
1813 befand sich Wiederitzsch mitten im Weltgeschehen der Völkerschlacht. Zwar
war der Ort auch hier nicht unmittelbar Schauplatz des Schlachtgetümmels, musste
aber Plünderungen, Einquartierungen und Requirierungen über sich ergehen lassen.
Zurück blieben zerstörte Gärten, eingestürzte Wohnungen, ausgeräumte Scheunen.
Von diesen Verwüstungen konnte sich Wiederitzsch ebenso schwer erholen wie von
den immer wieder vorkommenden Dorfbränden. Gegen letztere wussten sich aber die
Bewohner bald wirkungsvoll zu schützen; 1892 wurde die Freiwillige Feuerwehr
gegründet.
Bis zum 1. Januar 1904 existierten
beide Wiederitzsch nebeneinander. Mit der Vereinigung der beiden Orte wurde die
kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung politisch
nachvollzogen. Um 1900 dominierte die Landwirtschaft noch deutlich bei der
Erwerbstätigkeit der Bewohner von Wiederitzsch. Einige Handwerksbetriebe
verlegten bis Ende des 19. Jahrhunderts ihr Gewerk aus der Großstadt in die
günstig erreichbaren Vororte. Die Einwohnerzahl wuchs damit auf über 1.000
Menschen an.
In den ersten 30 Jahren nach der Vereinigung nahm die Gemeinde einen ungekannten
Aufschwung: Straßenbahn; Beschleusung, Wasser- und Elektroanschluss ...
Ab 1907 war Wiederitzsch per Bahn
erreichbar, das Neuwiederitzsch (sogenannte Stentzlersche Landhaussiedlung)
entstand. 1908 folgte der Bahnanschluss an die Strecke Bitterfeld- Leipzig. Der
erste Konsum eröffnete 1912 in der Schmidstraße; wo er heute noch ansässig ist.
Die neue Schule war eine der modernsten im weiten Umkreis. In dieser Zeit
bildeten sich, wie in ganz Deutschland, so auch in Wiederitzsch, viele Vereine.
Ab 1912 wurde ein Berufsbürgermeister eingestellt. 1933 kam es auch in
Wiederitzsch zu der Machtübernahme durch die NSDAP. Ab 1935 wurden alle
Lebensbereiche dieser Partei untergeordnet.
Die Gemeinde hatte während des 2. Weltkrieges 483 mal Luftalarm. Am 04.12.1943
war Wiederitzsch von einem schweren Bombenangriff betroffen. So befand sich die
Gemeinde praktisch mitten im Kampfgebiet bis am 20. April 1945 die Amerikaner
den Ort besetzten.
In der DDR-Zeit entstanden einige
kulturelle Dienstleistungseinrichtungen bzw. wurden ausgebaut: Bibliothek, Hort,
Freibad (Holzveredlungswerk), Kino usw.
Aber die Zukunftshoffnungen privater Gewerbetreibender und leistungsstarker
Bauern von Wiederitzsch wurden durch die Wirtschaftspolitik des neuen Staates
vernichtet. Allein 1955 siedelten über 60 Wiederitzscher in die BRD über.
1959 wurde, die 850-Jahr-Feier nachgeholt. Ab Mitte der 70er Jahre feierte die
Gemeinde im September Volksfeste. Diese Tradition wurde ab 1991 mit der
900-Jahr-Feier und danach mit den jährlichen Herbstfesten fortgesetzt. Am
18.06.1990 trat ein demokratisch gewählter Bürgermeister sein Amt an. Seit
dieser Zeit entwickelt sich die Gemeinde zunehmend zu einem gefragten
Wohnstandort in Großstadtnähe.
Quelle: www.wikipedia.org |