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Chronik |
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Kleinzschocher entstand im 11. Jahrhundert als
slawisches Gassendorf. Ausgangspunkt der Besiedlung war dabei der
Hügel, auf dem heute die Taborkirche steht und der damals
eventuell als Kultstätte gedient hat (sog. Tanzberg). 1287 wurde
der Ort erstmals als "pavorum Scochere" (Zschocher altslaw. "Zypergras")
erwähnt. Kleinzschocher bestand zu dieser Zeit aus einem südlich
der Kirche gelegenen Oberdorf mit Hirtenviertel und einem nördlich
gelegenen Unterdorf mit Häuslerviertel und Bauerngütern. 1484
heißt der Ort Cleyne Tschocher. Mit der Reformation wurden die
umliegenden Dörfer Groß-Miltitz, Schleußig und Plagwitz
eingepfarrt (Parochie Kleinzschocher). |
Schloss Kleinzschocher, um 1860
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1599 erhielt Kleinzschocher eine
eigene Schule. 1632 wurde das Dorf von Tillyschen Reitern
geplündert und zerstört. 1636 und 1680 grassierte die Pest. Am 26.
August 1703 wütete ein Großfeuer im Dorf, wodurch auch ein
Großteil der historischen Aufzeichnungen vernichtet wurde. |
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Im Jahre 1742 gelangte das Rittergut in den Besitz
des Kammerherrn Heinrich von Dieskau. Bei der Übernahme des Guts
wurde die von Johann Sebastian Bach komponierte Bauernkantate
uraufgeführt. Zwei Jahre später bestand der Ort aus 90 Häusern,
zahlreichen Gütern, Ziegelei, Schäferei, Hirtenhaus, Pfarrhaus,
Kirche und Schule. 1812 erwarb der Kaufmann David Johann Förster
das Schloss Kleinzschocher. Er legte in der Folgezeit zur
Förderung der Gutsgärtnerei Gewächshäuser an und gestaltete das
nahe gelegene Hahnholz zu einem öffentlichen Park um. |
Dorfkirche Kleinzschocher, um 1850
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Im Oktober 1813 flüchtete die
Bevölkerung von Kleinzschocher während der Völkerschlacht in den
Auewald. An die zwischen Schleußig und Kleinzschocher
stattfindenden Kampfhandlungen französischer und österreichischer
Truppen erinnert heute ein 1913 eingeweihtes Doppeladler-Denkmal.
1848 wurde der Leipziger Verleger Christian Bernhard Tauchnitz
neuer Rittergutsbesitzer. Er ließ das Schloss 1865 umbauen.
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Die Situation der arbeitenden Bevölkerung
war ab 1870 einem Wandel unterworfen: Waren bis dato viele der
Einwohner im Maurer- und Zimmereihandwerk beschäftigt, arbeitete nun
der Großteil in den Textil- und Metallfabriken von Plagwitz. 1879
öffnete in Kleinzschocher eine Agentur der Deutschen Reichspost. |
Zum 1. Januar 1891 wurde der Ort nach Leipzig
eingemeindet, fünf Jahre später erhielt der Stadtteil Anschluss an das
Straßenbahnnetz der LVB. Bedingt durch die herrschende Wohnungsnot
begann nach der Eingemeindung die Erschließung von Bauland und
intensiver Wohnungsbau (insbesondere Meyersche Häuser ab 1908). Von
1902 bis 1904 wurde die Taborkirche im Stil der Neoromanik nach Plänen
von A. Roßbach erbaut. Sie ist die einzige zweitürmige Kirche im
Leipziger Stadtgebiet. 1905 wurde die in unmittelbarer Nachbarschaft
der Taborkirche gelegene alte Dorfkirche abgerissen. |
Taborkirche, um 1905
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Am 1. Januar 1909 wurde auch der 140 ha
große Rittergutsbezirk Kleinzschocher nach Leipzig eingemeindet. Von
1910 bis 1913 wurde für den Industriellen Rudolph Sack ein
Landschaftspark gestaltet (Robert-Koch-Park). Nach dem 1. Weltkrieg
erwarb die Stadt das Rittergut und veräußerte die dazugehörigen
Felder. Auf ihnen entstanden in der Folge zahlreiche Wohnbauten. Zu
Beginn des 2. Weltkriegs wurde in Kleinzschocher ein Kriegs- und
Zwangsarbeiterlager errichtet. Dem Bombenhagel der Luftangriffe fielen
neben der 49. Volksschule vor allem das Schloss zum Opfer.
1992 lebten in Kleinzschocher etwa 9600 Menschen. Im September 1994
wurde beschlossen, Kleinzschocher zum Sanierungsgebiet zu machen.
Seitdem wird das Gebiet baulich kontinuierlich modernisiert und
verbessert. |
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Quelle: www.wikipedia.de |
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